Morbus (lat.) Krankheit; J. Parkinson, engl. Arzt (1755-1824)
Krankheitsbild
Beim Morbus Parkinson handelt es sich um eine sogenannte neurodegenerative Erkrankung. In bestimmten Gehirnbereichen, die für die unbewusste Steuerung von Bewegungen wichtig sind, sterben aus unbekannter Ursache die Nervenzellen ab. Die Folge sind erhebliche Störungen im Bewegungsablauf. Das Vollbild der Erkrankung ist durch die drei Symptome Rigor (Starre), Akinese (Bewegungslosigkeit) und Tremor (Zittern) charakterisiert: Bei voll erhaltenem Intellekt ist der Patient nicht in der Lage, willkürliche (=gewollte) Bewegungen auszuführen. Im Einzelfall ist die Ausprägung der Symptome sehr unterschiedlich. Bei manchen Betroffenen steht die Bewegungsarmut im Vordergrund, andere sind vor allem durch das Zittern beeinträchtigt. Typische Symptome sind die Amimie (Ausdruckslosigkeit des Gesichts), eine auffällig kleine Schrift, sowie die Unfähigkeit, eine Bewegung (z. B. Gehen) zu beginnen oder aufzuhören. Der Körper scheint in einer bestimmten Position zu erstarren. Charakteristisch ist auch das Zittern (Tremor) insbesondere der Arme und Hände (“Pillendrehen” oder “Münzenzählen” genannt).
Die Parkinson’sche Krankheit ist häufig: Immerhin etwa 1% der über 60 jährigen sind in Deutschland betroffen. Die ersten Symptome eines Morbus Parkinson zeigen sich typischerweise zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Männer sind etwas häufiger als Frauen betroffen.
Von “Parkinson Plus” spricht man, wenn neben der gestörten Steuerung der Bewegung Störungen anderer Gehirnfunktionen, z. B. Depression oder Demenz (Intelligenzverlust) auftreten. Ob es sich hierbei um zusätzliche Symptome des Morbus Parkinson handelt oder um das zufällige Auftreten einer zweiten Erkrankung, ist nicht bekannt.
Vom Morbus Parkinson im engeren Sinne kann der sogenannte Parkinsonismus abgegrenzt werden. Hier findet man – im Gegensatz zum Morbus Parkinson – einen konkreten Auslöser für die o. g. Symptome. Dies können beispielsweise Medikamente (Neuroleptika, Reserpin, alpha-Methyl-Dopa), Entzündungen des Gehirns (Encephalitis), Durchblutungsstörungen des Gehirns, Tumoren, sowie Vergiftungen (Mangan, Kobalt, Kohlenmonoxid) sein. In diesen Fällen kann eine Beseitigung des Auslösers zu einem Verschwinden der Symptome führen.
Diagnose
Die Diagnose eines Morbus Parkinson wird durch den Arzt klinisch, d. h. aufgrund der erwähnten Symptome und einer eingehenden neurologischen Untersuchung gestellt. Oft kann die Diagnose erst nach längerer Verlaufsbeobachtung bestätigt werden. Ein weiteres Indiz für einen Morbus Parkinson ist, wenn eine Therapie mit Parkinson-Medikamenten zu einer Besserung der Symptome führt. Durch ein Computertomogramm (CT) oder eine Magnetresonanz-Tomographie (MRT) werden andere mögliche Ursachen der Symptome ausgeschlossen.
Krankheitsverlauf
In aller Regel schreitet die Parkinson’sche Krankheit über Jahre langsam fort. Durch eine geeignete medikamentöse Behandlung lassen sich die Beschwerden über viele Jahre lindern, wenngleich die Dauertherapie mit Parkinson-Medikamenten aufgrund ihrer Nebenwirkungen und einer häufigen Gewöhnung an die verabreichte Dosis nicht immer einfach ist. Nach wie vor werden viele Betroffene durch die Erkrankung nach Jahren arbeitsunfähig und sind zunehmend auf fremde Hilfe angewiesen. Im Endstadium kann es bei Bettlägrigkeit zu Komplikationen kommen (z. B. Lungenentzündung, Wundliegen).
Therapie
Eine Heilung der Parkinson’schen Krankheit ist bis heute nicht möglich. Man kann jedoch die Beschwerden der Betroffenen durch Medikamente erheblich lindern. Entsprechend der Krankheitsursache bieten sich insbesondere zwei Gruppen von Medikamenten an:
1. Substanzen, die zu einer Erhöhung von Dopamin im Gehirn führen, wie z. B. L-Dopa (Nacom®, Madopar®), Bromocriptin, Selegilin oder Amantadin. Diese Stoffe werden in den Nervenzellen zu Dopamin verstoffwechselt, wirken wie Dopamin an spezifischen Bindungsstellen, oder hemmen den Dopamin-Abbau. Die Wirkung von L-Dopa wird durch die gleichzeitige Gabe von Stoffen, die die Bildung von Dopamin außerhalb des Gehirnshemmen (Carbidopa, Benserazid) verstärkt und das Ausmaß der unerwünschten Wirkungen gesenkt.
2. Medikamente, die die Wirkung des Signalstoffes Acetylcholin hemmen, z. B. Biperiden oder Metixen.
Gegen das Zittern ist oft ein Betablocker hilfreich.
Es ist wichtig zu wissen, dass fast jedes Medikament, das zur Behandlung des Parkinson eingesetzt wird, in zu hoher Dosierung zu Verwirrtheit und Erregungszuständen bis hin zu Psychosen sowie zu Dyskinesien (ungewollte Bewegungen) insbesondere im Gesichts- und Halsbereich führen kann. Diese unerwünschten Wirkungen stellen oft auch die Grenze einer medikamentösen Therapie dar.
In nicht unumstrittenen Versuchen hat man fetale Nervenzellen in die Substantia nigra von Parkinson-Patienten transplantiert. Diese Behandlung hat insbesondere bei älteren Patienten, aber nur im Einzelfall, zu einer bleibenden Besserung geführt. Bei schwer Erkrankten kommen auch operative Verfahren in Frage, bei denen man durch Ausschalten anderer Nervenzellen das Gleichgewicht zwischen Dopamin und Acetylcholin wiederherzustellen versucht.
Krankengymnastik und Sprachtherapie sind neben der medikamentösen Therapie von großer Bedeutung. Viele Patienten lernen durch “Tricks”, z. B. indem sie beim Gehen laut zählen, ihre Bewegungsabläufe zu verbessern.
Ursache
Beim Gesunden werden unbewusste Prozesse des Ablaufs und der Koordination von Bewegungen durch bestimmte Bereiche des Gehirns übernommen, zu denen auch die Substantia nigra (“schwarze Substanz”) zählt. Die Nervenzellen dieses Gehirnbereichs geben beim Gesunden den Neurotransmitter (Signalstoff) Dopamin ab, der im Gehirn stimulierend auf Bewegungsabläufe wirkt. Beim Morbus Parkinson sterben die Dopamin-freisetzenden Nerven der Sustantia nigra ab. Die Ursache dieses Zelluntergangs ist, wie z. B. auch beim Morbus Alzheimer, noch immer unbekannt. Das Absterben der Dopamin-freisetzenden Nervenzellen führt zu einem Überwiegen eines anderen Neurotransmitters, Acetylcholin, der Bewegungsabläufe eher hemmt. Dieses Missverhältnis (zu viel Acetylcholin – zu wenig Dopamin) führt insgesamt dazu, dass der Erkrankte gewollte Bewegungen nicht umsetzen kann, was zu den typischen Symptomen führt.
Es muss betont werden, dass andere Gehirnfunktionen wie Bewusstsein, Aufmerksamkeit, Intelligenz oder Gedächtnis oft nicht betroffen sind. Die Bewegungsarmut, die Ausdruckslosigkeit des Gesichtes und das verlangsamte Sprechen des Erkrankten lassen in keiner Weise auf einen verminderten Intellekt des Betroffenen schließen!
Vorbeugung
Da die Ursache des Morbus Parkinson unbekannt ist, gibt es keine Hinweise auf mögliche vorbeugende Maßnahmen.
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Die motorische Endplatte
Abb.: Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Haus&Groß
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