Die optimale Ernährung des Säuglings ist ganz einfach. Muttermilch ist die einzige Nahrung, die auf die Bedürfnisse des Babies ideal abgestimmt ist. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt, 6 Monate voll zu stillen, danach neben geeigneter Beikost weiter zu stillen bis 2 Jahre und darüber hinaus, solange es Mutter und Kind wollen. Voll stillen heißt, dass das Baby außer Muttermilch keine andere Nahrung oder Flüssigkeit erhält.
Stillen hat viele Vorzüge:
- Mit der Muttermilch werden Immunglobuline an das Kind weitergegeben, das darüber vor vielen Infekten und Infektionskrankheiten geschützt ist. Da das Immunsystem des Säuglings einige Wochen bis Monate zum Aufbau benötigt, ist es in dieser Zeit über die Mutter geschützt. Gestillte Kinder haben deutlich weniger Infekte als „Flaschenkinder“!
- Muttermilch ist genau auf den Energiebedarf des Kindes abgestimmt. Eine Überernährung mit Muttermilch ist im Gegensatz zur Flaschennahrung kaum möglich. Fettzellen, die im Säuglingsalter angelegt werden, bleiben ein Leben lang bestehen und nehmen damit Einfluss auf das spätere Körpergewicht.
- Alle Nähr- und Mineralstoffe sind in optimaler Weise in der Muttermilch enthalten.
- Das Saugen an der Brust unterstützt die Ausbildung des Kiefers. Ganz im Gegenteil zum Saugen an Schnuller oder Flasche, das den Kiefer verformen kann.
- Das in der Muttermilch enthaltene Laktoferrin, ein eisenbindendes Protein, sorgt für eine bessere Eisenversorgung des Babys und entzieht Bakterien im Darm das Eisen.
- Durch den Wachstumsfaktor für Bifidusbakterien wird die Entwicklung einer physiologischen Darmflora gefördert.
- Muttermilch schützt vor .
- Stillen fördert die Mutter-Kind-Beziehung und tut beiden gleichermaßen gut.
- Muttermilch ist immer greifbar, wohltemperiert und keimfrei.
- Stillen fördert die Rückbildung
- und nicht zuletzt: Muttermilch ist die preisgünstigste Babynahrung, die es gibt.
Wie stille ich mein Kind?
Eine erfolgreiche und für beide Seiten befriedigende Stillbeziehung wird einerseits durch das Wissen um die natürlichen Vorgänge beim Stillen und zum anderen durch die Unterstützung und dem Stillen gegenüber positive Einstellung aller Beteiligten – Mutter, Vater, Hebamme, Verwandte und Freunde – gefördert.
Die Größe der Brust hat keinen Einfluss auf die Milchbildung. Auch Frauen mit kleiner, knabenhafter Brust können ihre Kinder voll stillen. Hohlwarzen und Flachwarzen können am Anfang der Stillzeit zu Schwierigkeiten führen, müssen es aber nicht. Denn das Kind trinkt aus der Brust, nicht aus den Warzen. Bei ausgeprägten Hohlwarzen kann manchmal die Verwendung von Stillhütchen sinnvoll sein. Hier müssen die Vor- und Nachteile im Einzelfall gegeneinander abgewogen werden. Falls Sie diesbezüglich Sorge haben, wenden Sie sich am besten schon vor der Geburt an eine Hebamme, die Ihnen mit weiterem Rat hilft. Beratung und Unterstützung erhalten Sie auch durch die ehrenamtlichen Stillberaterinnen der AFS (Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen e.V.) und der La Leche Liga sowie bei den , die im Deutschen Medizin-Netz gelistet sind.
Vorbereitung
Die beste Vorbereitung auf das Stillen ist es, sich darüber umfassend zu informieren. Da man das Stillen am besten lernt, wenn man es sieht, ist der Besuch einer Stillgruppe schon in der Schwangerschaft lohnenswert. Hier können auch sämtliche Fragen beantwortet werden.
Die Brust muß nicht auf das Stillen vorbereitet werden. Sehr trockene und spröde Haut kann mit Johanniskrautöl eingerieben werden. Dieses Öl ist auch später bei wunden Brustwarzen durch das Stillen ein wunderbares Heilmittel.
Stillbeginn
Der beste Zeitpunkt für den Beginn des Stillens ist in der ersten Stunde nach der Geburt. Zu diesem Zeitpunkt sind die allermeisten Kinder sehr wach und aufnahmefähig. Das Kind nimmt dabei das Kolostrum (die Neugeborenenmilch oder Vormilch) zu sich, eine cremig gelbe Flüssigkeit, die sehr reich an Immunstoffen ist. Der Milcheinschuss erfolgt nach 3 oder 4 Tagen nach der Geburt. Den allermeisten Kindern muss in diesem Zeitraum nicht zugefüttert werden.
Das Baby wird beim ersten Anlegen einige Minuten lang auf beiden Seiten angelegt. Dabei ist darauf zu achten, dass der Mund des Babies den gesamten Warzenhof bedeckt und nicht nur direkt an der Brustspitze nuckelt. Das beugt dem Wundwerden vor.
Zum Stillen sind verschiedenste Positionen möglich. Einige Frauen stillen gerne im Sitzen, dabei kann der Körper des Kindes durch Kissen unterstützt werden. Ebensogut kann auch im Liegen gestillt werden und Sie haben damit noch eine Erholungspause für sich. Fühlen Sie sich frei zu experimentieren, wie Sie sich am wohlsten fühlen. Die für Sie geeigneteste Technik des Stillens erlernen Sie mit Ihrem Kind zusammen.
Nehmen Sie sich Zeit und Ruhe für das Stillen. Es tut Ihnen und dem Kind gut, wenn Sie sich für das Stillen zurückziehen können. Stillen ist mehr als nur Nahrung geben.Stillen ist ein äußerst intimer Vorgang, bei dem Sie Ihrem Kind Liebe und Geborgenheit für das ganze weitere Leben mitgeben.
Stillen Sie Ihr Baby nach Bedarf! D.h. geben Sie ihm die Brust, wann immer es das möchte. Die Nachfrage regelt beim Stillen das Angebot. Die Milchmenge und -zusammensetzung passt sich so dem Bedarf des Kindes an. Eine optimale Versorgung des Kindes wird gewährleistet. Beim Stillen nach Bedarf lernt die Mutter außerdem sehr schnell, die verschiedenen Signale ihres Babys zu deuten.
Und – noch am Rande: lassen Sie sich nicht irritieren durch Bemerkungen wie: „Die Muttermilch sieht so bläulich aus, die ist sicherlich zu dünn und davon kann das Kind bestimmt nicht satt werden“. Die Natur hat das sehr weise eingerichtet und ändert die Zusammensetzung der Frauenmilch im Laufe der Wochen, Monate und Jahre, immer an die Bedürfnisse des Kindes angepasst.
Abpumpen
Falls schwerwiegende Gründe es nach der Geburt unmöglich machen zu stillen (Frühgeburt oder sehr schwache, kranke Kinder) besteht die Möglichkeit, die Milch abzupumpen und dem Kind über Pipette, Becher oder Flasche zu füttern. Abgepumpt werden kann mittels Handpumpen oder elektrischer Pumpen. Bei vielen Frauen hat sich eine elektrische Pumpe mit Intervallsaugschaltung bewährt. Falls die Milch nicht fließen sollte, kann das Betrachten eines Bildes Ihres Kindes hilfreich sein. Wenn die Kinder dann kräftig genug sind, können sie an das Trinken an der Brust gewöhnt werden. Falls Frauen früh nach der Geburt eine Berufstätigkeit außer Haus aufnehmen, kann während der Arbeitszeit Milch abgepumpt werden und später verfüttert werden (Voraussetzung sind eine sehr hygienische Handhabung und kühle Lagerung der Milch). Abgepumpte Milch kann auch eingefroren werden.
Ernährung
Gerade in der Stillzeit ist eine ausgewogenene und hochwertige von Vorteil. Nicht nur für die Versorgung des Säuglings mit Energie und Vitalstoffen, sondern auch, um die Mutter bei Kräften zu halten. Unterbrochener Nachtschlaf, die Anstrengungen der Geburt und die radikale Umstellung der Lebensumstände sind schon kräftezehrend genug. Eine Unterversorgung der Mutter mit Vitaminen und Mineralstoffen kann sich zuerst in Reizbarkeit und Müdigkeit zeigen, bevor ausgeprägtere Mangelzustände dazukommen. Bei einer zu schnellen Gewichtsabnahme der Mutter in der Stillzeit werden zudem Schadstoffe, die im Körperfett der Mutter gespeichert waren, freigesetzt und können auf das Baby übergehen.
Anregende Stoffe aus Kaffee, Tee und Cola gehen in die Milch über und halten das Baby ebenfalls wach. Welche Speisen in der Stillzeit vertragen werden, muss individuell ausprobiert werden. Es gibt durchaus Frauen, die verschiedene Kohlsorten, Hülsenfrüchte und Bohnen essen können, ohne dass ihre Kinder an Blähungen leiden. Manche Babys werden durch Fruchtsäfte (insbesondere Orangensaft) wund.
Medikamente sollten wie in der Schwangerschaft auch nur mit äußerster Zurückhaltung eingesetzt und mit der Arztin/dem Arzt abgesprochen werden, da die allermeisten Medikamente in die Milch übergehen. Es sind jedoch mehr Medikamente mit dem Stillen vereinbar, als weithin angenommen. Bei Fragen zu Medikamenten in der Muttermilch kann man sich an Emryotox (www.embryotox.de) oder den Medizinischen Beirat der AFS wenden (www.afs-stillen.de).
Schadstoffbelastung
Immer wieder hört man Meldungen über Schadstoffe in der Muttermilch. Lassen Sie sich dadurch nicht beunruhigen! Seit Anfang der 1990er Jahre ist die Schadstoffbelastung rückläufig. Nach heutigen Erkenntnissen sind durch die Schadstoffe in der Muttermilch nirgendwo Erkrankungen aufgetreten. Zudem enthält auch Flaschennahrung Schadstoffe (aus dem Pulver und aus dem Wasser) und trägt bei Herstellung, Transport und Verpackung zur allgemeinen Schadstoffbelastung bei.
Wer besonderen Risiken oder Belastungen durch Chemikalien z.B. am Arbeitsplatz ausgesetzt war, hat die Möglichkeit, die Milch auf die Belastung untersuchen zu lassen. Adressen erhalten Sie über Kinderärzte oder das Gesundheitsamt. Allerdings war das Kind den Schadstoffen dann auch schon in der Schwangerschaft ausgesetzt. Untersuchungen haben gezeigt, dass die nachgeburtliche Belastung über die Muttermilch keinen Unterschied macht.
Nach wie vor sind gestillte Kinder gesünder als nicht gestillte. Darum empfiehlt auch die Nationale Stillkommission „Stillen ohne wenn und aber“.
Dr. med. Sybille Fritsch
in Zusammenarbeit mit der AFS (Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen – Bundesverband e.V.)
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Haus&Groß
aus der Weißen Reihe „Gynäkologie und Geburtshilfe“ Band 7, 1999.
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