Toxoplasmose – was ist das?
Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die durch ein Protozoon (Parasit, bakterienähnlicher Mikroorganismus) verursacht wird: Toxoplasma gondii.
Hauptwirt dieses Parasiten ist die Katze. Infizierte und erkrankte Katzen scheiden Oozyten (Eier) dieses Erregers mit dem Kot aus. Diese können dann z. B. durch Wind oder Staub verteilt und von Menschen, aber auch von Schlachttieren aufgenommen werden. Im letzteren Fall kommt es zur Bildung von Toxoplasmosezysten im Muskelgewebe der erkrankten Tiere, so dass der Mensch sich über den Genuss rohen Fleisches (z. B. Mett) infizieren kann.
Die Toxoplasmose ist eine häufige Infektion: jeder 2. Erwachsene hat Antikörper gegen den Erreger als Zeichen einer durchgemachten Infektion.
Wie infiziert man sich?
Die Infektion kann auf 2 Wegen erfolgen:
1. Aufnahme der Oozyten aus dem Katzenkot, die mit Staub und Wind verbreitet
worden sein können und sehr widerstandsfähig sind,
2. über das zystenhaltige rohe Fleisch infizierter Schlachttiere (z. B. Mett, Tartar).
Achtung:
Typischerweise erkranken gerade die Schwangeren an Toxoplasmose, die keine Katze haben!
(Wenn Sie eine Katze haben, dann hat diese oftmals bereits wesentlich früher eine aktive Toxoplasmose gehabt, oder aber sie ist niemals infiziert gewesen und muss es dann natürlich auch nicht während der Schwangerschaft werden – ABER: auszuschließen ist das natürlich nicht!)
Wie macht sich eine Toxoplasmose-Infektion bemerkbar?
In sehr vielen Fällen verläuft eine Toxoplasmose-Infektion gänzlich unbemerkt. Möglich sind auch grippe-ähnliche Beschwerden und Schwellungen der Lymphknoten im Nackenbereich. Es gibt jedoch keine typische Symptomatik, die sofort an eine Toxoplasmose denken lassen könnte. Die Diagnose ist nur über die Bestimmung der Antikörper im Blut möglich.
Was ist das besondere Problem der Toxoplasmose in der Schwangerschaft?
Während die Toxoplasmose für den Gesunden im allgemeinen eine harmlose und folgenlos ausheilende Erkrankung ist, kann die Krankheit in der Schwangerschaft nach Übertragung auf das Ungeborene zur Fehlgeburt führen oder aber teilweise sogar schwere Schäden hinterlassen, insbesondere auch Schädigungen des kindlichen Gehirns.
Daher ist die Toxoplasmose-Erstinfektion in der Schwangerschaft ein ernstzunehmendes Problem.
Leider kann die Diagnose nur über eine Blutuntersuchung gestellt werden, und diese Blutuntersuchung ist NICHT Bestandteil der Mutterschaftsvorsorge, jasie wird noch nicht einmal von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen (seit dem 1.10.1998), wenn nicht ein begründbarer Infektionsverdacht besteht – und das, obwohl die Krankheit behandelbar ist und sich dadurch zum Teil schwere Schäden abwenden ließen!
Kann Toxoplasmose behandelt werden?
Im Gegensatz zu den meisten Virusinfektionen (z. B. Röteln, Cytomegalie) kann eine Toxoplasmose medikamentös behandelt werden. Die Wahl der Medikamente erfolgt in Abhängigkeit von der Schwangerschaftswoche, um eine Gefährdung des Kindes durch die Therapie zu vermeiden. Die Behandlung dauert mindestens 4 Wochen. Eine ausführliche Ultraschalluntersuchung durch einen für die erweiterte Ultraschalluntersuchung entsprechend ausgebildeten Frauenarzt ist unbedingt erforderlich, um eine Schädigung des Kindes auszuschließen. Zudem kann nach der 20. Schwangerschaftswoche eine Fruchtwasseruntersuchung Aufschluss darüber geben, ob die Toxoplasmen das Kind überhaupt erreicht haben und das kindliche Immunsystem darauf reagieren musste.
Worauf müssen Sie achten?
Nach einer durchgemachten Toxoplasmose-Infektion besteht eine bleibende Immunität: nach einer durchgemachten Toxoplasmose-Infektion bleiben im Blut der Mutter Antikörper, die bei einer erneuten Infektion aktiviert werden und dadurch eine Schutzwirkung entfalten. Für das Ungeborene kann daher nur die Erstinfektion gefährlich werden.
Daraus ergibt sich, dass Sie zunächst einmal klären sollten, ob Sie bereits früher eine Toxoplasmose-Infektion durchgemacht haben und daher zukünftig geschützt sind. Dazu kann ein Toxoplasmose-Suchtest durchgeführt werden, dessen Kosten allerdings seit dem 1.10.98 von den gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr übernommen werden – eine Entscheidung, die sicherlich zumindestens sehr fragwürdig ist, handelt es sich bei der Toxoplasmose doch um eine Infektion, die im Gegensatz z. B. zur Rötelninfektion behandel- und heilbar ist!
Wenn Sie noch keine Toxoplasmose-Infektion durchgemacht und somit auch keinen Antikörper-Schutz entwickelt haben, sollten Sie
1. im Umgang mit Katzen zurückhaltend sein und
2. rohes Fleisch (z. B. Mett, Tartar) meiden.
Zudem sollte der Toxoplasmose-Suchtest später in der Schwangerschaft mindestens einmal kontrolliert werden, um eine bis dahin neu aufgetretene Infektion erkennen zu können (z. B. in der 20. Schwangerschaftswoche).
Ein Hinweis auf eine frische Toxoplasmose kann eine Schwellung der Lymphknoten im Nackenbereich sein. In diesem Falle sollten Sie sofort Ihren Frauenarzt zur weiteren Abklärung aufsuchen.
Dr. med. A. Fechtig