Das Wochenbett (Puerperium) umfasst die Zeit von der Geburt bis zur vollständigen Rückbildung der schwangerschaftsbedingten Veränderungen. Es dauert in der Regel 5-7 Wochen.
Normale Umstellungen im Wochenbett
Das Wochenbett ist durch umfangreiche hormonelle und körperliche Umstellungen gekennzeichnet, durch die der Organismus wieder in seinen Normalzustand versetzt wird.
Hormonelle Umstellungen
Nach Wegfall der Plazenta als Ort der Hormonsynthese zeigen HCG, HPL und vor allem Östrogene einen steilen Konzentrationsabfall. Dadurch werden die schwangerschaftsbedingten Ödeme ausgeschwemmt, es kommt zur Normalisierung des Blutbildes und des Körpergewichtes. Die Anfälligkeit für Harnwegsinfekte sinkt. In den ersten Tagen kommt es durch die Ödemausschwemmung zu einer sog. Harnflut mit Harnmengen von bis zu vier Litern/Tag.
Die einsetzende Stilltätigkeit bewirkt durch die Erhöhung des Prolaktinspiegels eine vorübergehende Hemmung der Hypophyse und damit eine für die Dauer der Stillzeit bestehende Amenorrhoe und Unfruchtbarkeit, auf die man sich allerdings nur begrenzt verlassen kann. Auch bei nichtstillenden Müttern kommt die normale zyklische Ovarialfunktion frühestens nach 6-8 Wochen wieder in Gang.
Uterusrückbildung (Uterusinvolution)
Der bei der Geburt auf das 20-fache seiner Größe und Gewichtes (ca. 1.000g) angewachsene Uterus bildet sich im Verlaufe des Wochenbettes zu seiner normalen Größe zurück.
Ursachen:
- Zusammenziehen des Muskelgewebes durch die Nachwehen
- Verminderung der Durchblutung durch Östrogenabfall
- Kontraktion des Uterus durch beim Stillen ausgeschüttetes Oxytocin
Alle drei Faktoren haben eine Drosselung der Durchblutung und eine entsprechende Gewebsrückbildung zur Folge. Zusätzlich kann die Rückbildung durch Wochenbettgymnastik, konsequentes Stillen und Frühmobilisierung gefördert werden.
Verlauf:
Der Verlauf der Uterusrückbildung wird an der Höhe des Fundusstandes (Oberkante Uterus) gemessen und beurteilt. In den ersten 10 Tagen erfolgt die Rückbildungskontrolle täglich, danach nur noch wöchentlich.Folgender Fundusstand ist im Wochenbett normal:
- nach der Geburt: zwischen Nabel und Symphyse
- 1. Tag: 1 Querfinger unter dem Nabel
- 3. Tag: 2 Querfinger unter dem Nabel
- 10. Tag: Symphyse
- 6 Wochen: vollständige Rückbildung
Wochenfluss (Lochien)
Lochien sind durch Heilungsvorgänge des Uterus sich entleerende Sekrete. Sie bestehen aus Plazentaresten und Blutkoageln. Entsprechend dem Heilungsverlauf ändern sich Menge und Zusammensetzung des Wochenflusses, der unmittelbar nach der Geburt beginnt:
- 1. Woche: blutig bis fleischwasserfarben
- 2. Woche: braunrot bis gelblich
- 3.-6. Woche: schleimig grau-weiß
- nach ca. 6 Wochen: Versiegen der Lochien
Die Menge des Lochialsekretes beträgt zu Beginn etwa 100-200 ml und nimmt im Verlauf des Wochenbettes kontinuierlich ab. Der Wochenfluss ist durch seine bakterielle Besiedelung mit Staphylokokken und Streptokokken infektiös. Daher ist eine ausreichende Intimpflege unbedingt notwendig. Nach jedem Toiletttengang oder Vorlagenwechsel sollten die Hände gewaschen und desinfiziert werden. Vor allem bei Keimverschleppung an die Brust kann es zu einer schmerzhaften Mastitis kommen.
Sonstige Organrückbildungen
Auch die übrigen Organsysteme (Brüste, Herz) normalisieren sich wieder im Wochenbett.
Begleitende Maßnahmen
Einige Maßnahmen fördern die Rückbildung der Organsysteme im Wochenbett:
- frühes Aufstehen und Bewegung (Frühmobilisation)
- Wochenbettgymnastik
- Stillen
- Wehen- und Kontraktionsmittel
- Regulierung der Darmentleerung
Das Wochenbett umfasst die Zeitspanne von der Geburt bis zur vollständigen Rückbildung der schwangerschaftsbedingten Veränderungen. Im Wochenbett kommt es neben der Normalisierung der Hormonspiegel zur Rückbildung des Uterus und zum langsamen Versiegen des Wochenflusses. Nach ca. 6-7 Wochen ist der Wochenfluss versiegt und der Uterus auf seine normale Größe geschrumpft.
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Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Haus&Groß
aus der Weissen Reihe „Gynäkologie und Geburtshilfe“ Band 7, 1999.