Als Säugling wird ein Kind in den ersten 12 Lebensmonaten bezeichnet. Im Vergleich mit Erwachsenen müssen Verdauungs-, Stoffwechsel- und Ausscheidungsorgane des Säuglings besonders viel leisten. Der ganze Verdauungstrakt des Neugeborenen ist noch nicht ausgereift. Es dauert über 2 Monate, bis der Magen im Stande ist, ausreichend Salzsäure zu produzieren, um Keime, die mit der Nahrung aufgenommen werden, abzutöten. Auch die Nieren können erst ab 2. bis 3. Monat höhere Konzentrationsarbeit leisten. Unter diesen Gesichtspunkten wird verständlich, warum die Anforderungen in Bezug auf Hygiene und Qualität der Säuglingsnahrung so hoch sind.
Stillen
Die optimale Ernährung des Säuglings ist ganz einfach. Muttermilch ist die einig vollwertige Nahrung, die auf die Bedürfnisse des Babies in den ersten 6 Lebensmonaten ideal abgestimmt ist. Allgemein wird empfohlen, Säuglinge mindestens 4 Monate voll, d.h. ohne Zugabe anderer Nahrung zu stillen. Allergiegefährdete Kinder sollen 6 Monate lang voll gestillt werden. Weitere Informationen finden Sie unter .
Flaschennahrung
Lässt sich ein Zufüttern oder Abstillen vor dem 5. Monat nicht umgehen, kann auf Flaschennahrung zurückgegriffen werden. Unterschieden wird dabei zwischen adaptierten und teiladaptierten Nahrungen. Adaptierte Milchnahrungen sind in der Zusammensetzung weitestgehend der Muttermilch angeglichen. Mit adaptierter Milchnahrung soll wie Muttermilch ohne Überfütterungsgefahr, soviel wie das Baby wünscht, gefüttert werden. Adaptierte Nahrung kann bis zu Beginn der Beikost im 6. Monat verwendet werden.
Die relativ dünnflüssigen adaptierten Nahrungen werden häufig durch teiladaptierte Nahrungen ersetzt. Sie enthalten neben dem physiologischem Hauptkohlenhydrat der Muttermilch (Milchzucker = Laktose) auch Stärke. Die teiladaptierte Milch ist dadurch sämiger als Muttermilch oder adaptierte Milch. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass diese nicht in beliebiger Menge verfüttert werden dürfen. Auf den Packungen ist jeweils die richtige Menge für das entsprechende Alter angegeben. Bitte auch die Dosierung jeweils genau beachten und den Messlöffel des einen Präparates nicht für ein anderes Pulver verwenden. Auch wenn es noch so gut gemeint ist, bitte nicht den Messlöffel zu großzügig abmessen, d.h. die Messlöffel müssen mit dem Messerrücken abgestrichen werden. Wenn die Milch zu dick angerührt wird, können die Nieren des Kindes überfordert werden, da im Verhältnis Flüssigkeit fehlt. Das kann Verstopfung verursachen und das Kind kann zu dick werden.
Hypoallergene Säuglingsnahrung
Bei Kindern mit hohem Allergierisiko, die nicht gestillt werden, empfiehlt sich die Verwendung einer hypoallergenen Nahrung. Diese Produkte tragen den Zusatz „HA“ (hypoallergen). Basis dieser Nahrung ist Kuhmilch, bei der die Proteine (Eiweiß) durch ein spezielles Verfahren so stark zerlegt werden, dass in den überwiegenden Fällen das Protein vom Körper des Kindes nicht mehr als Allergen erkannt wird. Allerdings kann ein kleiner Teil der Kinder auch auf hypoallergene Milch allergisch reagieren.
Kinder, die schon eine Allergie auf Kuhmilch ausgebildet haben, dürfen nicht mit einer hypoallergenen Nahrung gefüttert werden. In diesem Fall kann eine Milch auf Sojabasis in Betracht kommen. Bitte sprechen Sie mit Ihrer Arztin/dem Arzt, welche Nahrung für Ihr Kind jeweils die geeignetste ist.
Das Wasser, das zum Zubereiten der Säuglingsnahrung verwendet wird, muss unbedingt abgekocht sein. Grundsätzlich sollte alles, was ein Baby in den ersten 6 Monaten zu sich nimmt, abgekocht sein. Der Nitratgehalt sollte unter 10 mg/l und der Natriumgehalt weniger als 20 mg/l betragen. Die Werte können beim Wasserwerk erfragt werden. Sind diese Grenzwerte überschritten, empfiehlt es sich, nitrat- und natriumarme Mineralwässer zu verwenden. Diese sind meist gekennzeichnet durch den Hinweis“ für die Säuglingsernährung geeignet“.
In älteren Häusern finden sich noch gelegentlich Bleirohre. Sie sind daran zu erkennen, dass sie in einem Stück verlegt werden. Bleileitungen können ständig zuviel Blei abgeben. Neu verlegte Kupferrohre können ebenfalls durch herausgelöstes Kupfer das Wasser belasten. Insbesondere ist das erste halbe Jahr nach dem Einbau gefährlich. Eventuell ist Ihr Wasserwerk zu einer Untersuchung bereit, wenn Kleinkinder im Haushalt leben. Daneben können Gesundheitsämter, Behörden oder Lebensmittellabore ebenfalls die Belastung des Wassers messen. Wenn Wasser über Nacht in den Rohren steht, können sich beträchtliche Metallmengen im Wasser ansammeln. Die Werte können deutlich gesenkt werden durch ein Ablaufenlassen des Wassers über 3 Minuten. Das Ablaufwasser sollte nach Möglichkeit sinnvoll verwendet werden (z. B. Duschen, Blumengießen…).(nach „Gesunde Ernährung von Anfang an“, Hrsg: Verbraucherzentrale Hamburg, 10. Auflage 1996).
Selbstgemachte Milchnahrungen
Selbsthergestellte Milchnahrungen sind vor dem 5. Monat nicht zu empfehlen. Vorher ist es kaum möglich, eine Säuglingsmilch selbst herzustellen, die weder den Darm des Kindes überlastet und alle Nährstoffe und Vitamine in ausreichender Menge enthält. Die früher verwendetete 2/3 Milch, Mandelmilch oder Frischkornmilch sollte nicht mehr verwendet werden. Selbstgekochte Halbmilch kann nach dem Rezept nach Droese und Stolleymit Zusatz von Keimöl und Kohlenhydraten zubereitet werden, wobei jede Mahlzeit wegen der Gefahr der Verkeimung einzeln zubereitet werden muss. Falls entgegen diesen Empfehlungen sehr frühzeitig Halbmilch verfüttert wird, müssen unbedingt ab der 6. Lebenswoche Vitamin A- und C-haltige Säfte (z. B. Karottensaft) zugefüttert werden. Rohmilch sollte Säuglingen und Kleinkindern
generell nicht gefüttert werden, da immer die Gefahr der Keimbelastung gegeben ist.
Eisenversorgung
Eisen ist wichtig für die Blutbildung. In der Schwangerschaft legen Babies Eisenreserven an, die 6-9 Monate nach der Geburt aufgebraucht sind. Eisenmangelsymptome sind Blässe, erhöhte Infektanfälligkeit und eine Schwächung des Immunsystems. Zudem werden bei Eisenmangel verstärkt Umweltgifte wie Blei und Cadmium aus der Nahrung aufgenommen, da der Körper die Gifte sozusagen mit Eisen verwechselt. Aus tierischen Lebensmitteln wie Fleisch und Eiern wird Eisen besonders gut aufgenommen, deshalb sollte ab dem 6. Lebensmonat Fleisch zugefüttert werden. Babies, die ohne Fleisch aufgezogen werden, sollten im 2. Lebenshalbjahr als bevorzugtes Getreide viel Hirse erhalten, da dieses sehr eisenhaltig ist.
Eine rein vegetarische Ernährung, d.h. auch ohne die Verwendung von (Kuh-) Milch, (später Fleisch oder Ei) birgt das Risiko von schweren Mangelerscheinungen (insbesondere Vitamin B12- Mangel) mit schweren neurologischen Ausfallserscheinungen und ist keinesfalls zu empfehlen!
Beikost
Mit der Beikost wird frühestens im 5. Monat begonnen. Nach löffelweisem Zufüttern des ersten Gemüses (üblicherweise passierte Möhren) kann nach und nach eine Milchmahlzeit durch einen Gemüsebrei ersetzt werden. Ein klassischer Gemüsebrei besteht aus Gemüse (infrage kommen milde Sorten wie Möhren, Pastinaken, Blumenkohl, Kohlrabi oder Fenchel) mit Kartoffeln und einem Teelöffel Keimöl. Ab dem 6. Lebensmonat kann 2-3 Mal pro Woche der Gemüsebrei mit 20-30 g Fleisch angereichert werden. Der Fleisch-Gemüsebrei kann auch auf Vorrat gekocht werden, da er wegen der verwendeten kleinen Fleischmengen ein wenig mühsam in der Zubereitung ist. Die nachgenannte Menge ergibt ungefähr 30 Portionen und kann in Tiefkühlbeuteln portionsweise eingefroren werden.
Fleischgemüsebrei
900g mageres Fleisch (vorzugsweise Rindfleisch)
0,5 l Wasser
3 kg Gemüse (Karotten, Fenchel, Pastinaken)
1,5 kg Kartoffeln
1 Prise Fenchelsamen
nach dem Auftauen: pro Portion
1 Esslöffel Butter oder Keimöl
Zubereitung: Das Fleisch mit dem Wasser und Fenchelsamen im Schnellkochtopf weich garen. In der Zwischenzeit die gut gewaschenen Kartoffeln in der Schale garen. Das Gemüse waschen und, soweit erforderlich, schälen (Karotten und Pastinaken). Gemüse klein schneiden und in wenig Wasser dünsten. Die gekochten Kartoffeln schälen und durch die Kartoffelpresse drücken. Das Fleisch klein schneiden und mit dem Pürierstab pürieren. Das Gemüse ebenfalls pürieren und mit dem Fleisch und den Kartoffeln mischen. Wenn die Konsistenz des Breies noch zu fest ist, kann abgekochtes Wasser zugefügt werden.
Wenn die erste Gemüsemahlzeit problemlos vom Löffel angenommen wird, werden weitere Milchmahlzeiten durch Milchgetreidebreie und milchfreie Obstgetreidebreie (Zwischenmahlzeit nachmittags) ersetzt. Das Getreide sollte im ersten Lebensjahr grundsätzlich in gekochter Form zugeführt werden. Nur geschrotetes und eingeweichtes Getreide ist für den jungen Darm sehr schwer verdaulich und zudem ist immer die Gefahr der Verkeimung gegeben. Ab dem 2. Lebenshalbjahr können milde Apfel, Birnen und Bananen als Früchte zugefüttert werden.
Bitte ersparen Sie Ihrem Kind in den ersten 10 Lebensmonaten exotische Früchte wie Ananas, Maracuja, Papaya und ähnliches. Es besteht immer die Gefahr, dadurch Allergien zu provozieren. Säuglinge sind noch keine Gourmets, sie sind relativ lange mit einer begrenzten Auswahl an Lebensmitteln zufrieden. Die Speisen sollten im ersten Jahr möglichst wenig bis gar nicht gesalzen sein. Bitte vermeiden Sie auch Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel oder künstliche Aromen in der Nahrung.
Gläschen oder selbstgekocht?
Zumindest in der ersten Zeit, solange das Baby sich erst an die Breinahrung gewöhnt und nur minimale Mengen zu sich nimmt, ist die Gläschenkost sehr praktisch. Ein weiteres Argument für die Gläschen sind die Nitrat- und Schadstoffkontrollen. Babykost, insbesondere die, die als erste Beikost geeignet sind, unterliegt strengen Bestimmungen, so dass einige konventionelle Anbieter die Rohstoffe zum Teil aus kontrolliert ökologischem Anbau beziehen. Wenn das Baby regelmäßig eine Breimahlzeit zu sich nimmt, empfiehlt sich der selbstgekochte Brei, der zudem auch wesentlich preisgünstiger ist. Das Gemüse sollte möglichst frisch sein und wenn möglich, aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Tiefkühlware kann eine passable Alternative sein. Dämpfen ist die schonendste Zubereitungsart. Wir können Ihnen die folgende Seite empfehlen, sollten Sie mal nach leckeren Babybrei-Rezepten suchen.
Getränke
Als Getränke bieten sich ungesüßter Fencheltee und abgekochtes Leitungswasser oder stille Mineralwässer an. Kohlensäurehaltige Mineralwässer können zu Blähungen führen. Fertigteepräparaten ist meistens Zucker zugesetzt, oft versteckt hinter Bezeichnungen wie Glukose, Maltose, Dextrose, Trauben- oder Malzzucker. Dauernuckeln zuckerhaltiger Flüssigkeiten kann zu gravierenden Zahnschäden führen.
Dr. med. Sybille Fritsch
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